Charles Dickens: David Copperfield


In diesem autobiographisch gefärbten Roman berichtet Dickens vom Leben des David Copperfield. Als Halbwaise geboren ist seine Amme Pegotty sein einziger Halt, denn seine noch kindliche Mutter ist mit dem Nachwuchs völlig überfordert. Schnell heiratet sie erneut, doch David wird von seinem strengen Stiefvater und dessen Schwester Jane nicht akzeptiert und in das Internat Salem House verbannt. Dort freundet er sich mit James Steerforth und Tommy Traddles an, eine Freundschaft, die sein späteres Leben nachhaltig beeinflussen wird.

Er flieht aus dem Heim und muss sich alleine und völlig mittellos in London durchschlagen. Hier begegnet einem wieder das Motiv der Kinderarbeit und bitterster Armut, das Dickens am eigenen Leibe erlebt hat. Sein Weg führt in zu seiner Tante, die ihn zunächst widerwillig bei sich aufnimmt. Doch schnell bald lernt sie ihn schätzen, fördert seine weitere Entwicklung und ermöglicht ihm eine Ausbildung als Rechtsanwaltsgehilfe. Dass Copperfield sich in der Folge auch noch als Schriftsteller versucht, zeigt umso mehr, wie viel Dickens in diesem Roman steckt und macht ihn auch unter diesem Gesichtspunkt lesenswert.

Seit ich ‚Oliver Twist‘ gelesen habe, bin ich ja ein absoluter Dickensfan, weil er wie kein anderer die Stimmung und das menschliche Elend zur Zeit der beginnenden Industrialisierung in England beschreibt. Das klingt auch in diesem Roman wieder an und auch die Schilderung seiner leidvollen Kindheit ist sehr eindrucksvoll, so dass ich im ersten Drittel des Buches sehr gefesselt war. Auch gibt es im weiteren Verlauf das eine oder andere Highlight, beispielsweise ist die Szene, in der er das erste Mal betrunken ist, ausgesprochen komisch, ich habe sehr gelacht.
Insgesamt leidet das Buch aber daran, dass es mit fast 1000 Seiten viel zu aufgebläht ist. Gerade im zweiten Teil ist es für meinen Geschmack zu langatmig und verliert sich in Nebensächlichkeiten, schrammt teilweise auch hart am Kitsch entlang. Das hat mich zwischenzeitlich ziemlich ermüdet, aber gute drei Sterne sind es in jedem Fall.

Bewertung: 3.5 von 5.

Charles Dickens: David Copperfield. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2008 (Original 1849/50)

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