
Florent-Claude ist mit sich und der Welt unzufrieden, angefangen von seinem als schwuchtelig empfunden Namen, dass er im Hotelzimmer nicht rauchen darf, mit den umweltbewussten Pariser ‚Bobos‘, die ihm seinen alten Dieselmercedes verbieten wollen und insbesondere seiner Freundin Yuzu, die es auch schon mal mit mehreren Männern gleichzeitig oder Dobermännern treibt. Letzteres findet er dann doch zu eklig, verwirft aber den Plan, sie einfach aus dem Fenster zu schmeißen und beschließt, unterzutauchen. Er kündigt seinen Job, mietet sich in einem Hotel ein und leidet weiter an sich und der Welt, begleitet vom Antidepressivum Captorix, das helfen soll, Serotonin auszuschütten, dem Botenstoff im Gehirn, der zu innerer Gelassenheit und Zufriedenheit führt.
Eine überdurchschnittliche Portion Serotonin ist bei diesem Buch auch nötig, denn was man da an rassistischem, frauenfeindlichem oder einfach nur dummem Geschwätz ertragen muss, ist wirklich kaum auszuhalten. Und es ist mir an der Stelle auch egal, ob man die Ausführungen des Protagonisten jetzt mit Houellebecqs Ansichten gleichsetzten kann oder nicht, ich will solche rechtslastigen Parolen weder hören noch lesen. Auch möchte ich nicht über Frauen wahlweise als fettärschige oder geile Schlampen lesen oder über die Vorteile einer Verbindung mit einer devoten Osteuropäerin: „Sie steht um fünf morgens zum Melken auf, danach weckt sie dich mit einem Blowjob und das Frühstück ist auch schon fertig.„
Sorry, aber sowas braucht kein Mensch. Auch nicht von Houellebecq.
Michel Houellebecq: Serotonin. Köln: DuMont Buchverlag, 2019