
Sie könnten unterschiedlicher nicht sein. Mick, dessen Leben eine einzige Party ist und der sich nicht festlegen möchte. Und der Architekt Gabriel, dessen Leben nach einem gut strukturierten Plan verläuft. Auf den ersten Blick verbindet sie nichts, außer ihrer Hautfarbe. Doch sie sind Kinder desselben Vaters, den sie nie kennengelernt haben.
Das Buch ist in zwei Hälften unterteilt, zwei Brüder, zwei Leben. Flankiert werden die beiden Geschichten durch Schilderungen zum gemeinsamen Vater, der das Bindeglied bildet wie ein Scharnier. Beide versuchen auf ganz unterschiedliche Art, ihren Weg im Leben zu finden. Die unterschiedlichen Lebenläufe, ihre Entwicklung und die Beziehungen auf diesem Weg sind das wesentliche Thema des Buches und von der Autorin gut in Szene gesetzt worden. Ich bin diesen Weg gerne mitgegangen, auch wenn ich mit dem zweiten Teil des Buches deutlich mehr anfangen konnte als mit der partylastigen ersten Hälfte. Die Grundidee und den Aufbau des Buches fand ich ebenfalls gut gelungen. Unterm Strich war mir aber keine der Figuren wirklich nahe gekommen, was wohl an dem distanzierten Erzählstil gelegen haben muss. Man beobachtet das Geschehen aus sicherer Entfernung, aber steckt nicht drin. Mit war auch der starke Kontrast der Brüder einen Tick zu viel, das war mir zu schwarz-weiß und wirkt dann fast wie eine Charakterschablone.
Ich denke auch, es hätte dem Buch besser getan, wenn es ein paar Seiten weniger gewesen wären.
Jackie Thomae: Brüder. München: Carl Hanser Verlag, 2019