
Als Nina erfährt, dass ein alter Freund aus Kindheitstagen verstorben ist, trifft sie das schwer. Vor allem auch deshalb, weil er sie vor seinem Tod verzweifelt versucht hat zu erreichen, so wie andere frühere Freunde auch. Allen hinterlässt er einen Auftag: Seine Schwester zu finden, die vor vielen Jahren in den tiefen Wäldern ihres Heimatdorfes spurlos verschwunden ist…
Klingt erstmal nach einer guten Grundlage für einen richtig spannenden und gruseligen Thriller und mir standen auch mehrfach die Haare zu Berge, allerdings nicht vor wohligem Schauer, sondern vor Entsetzen über die Klischees und Absurditäten, die einem da angeboten wurden. Angefangen damit, dass die Protagonistin zu einem wildfremden Mann, der auch noch alle Merkmale eines Verbrechers in sich vereint, ins Auto steigt, um dann zu fortgeschrittener Stunde in ein endlegenes Waldgebiet zu fahren (beeestimmt 🙄). So reiht sich eine Unwahrscheinlichkeit an die andere und nachdem ich mehrfach mit mir gerungen habe, einfach abzubrechen, hab ich irgendwann eher belustigt weitergelesen. Nicht gut bei einem Thriller…
Als Pluspunkt könnte man die zwei Zeitebenen werten, die als Erzählstränge durch die Geschichte führen. Die erste Ebene schildert die Ereignisse der Gegenwart, der erwachsen gewordenen Jugendfreunde, die versprochen haben, ein Verbrechen aufzuklären und an dessen Schauplatz zurückkehren. Ebene zwei erzählt von ihren Kindheitserlebnissen rund um das Verbrechen selbst.
Sollte das jemandem irgendwie bekannt vorkommen…richtig! Hier wurde sich ordentlich bei Stephen Kings ES bedient, bis hin zur Bande der Halbstarken, die die Kindergruppe drangsaliert und bei der sogar einzelne Szenen 1:1 abgekupfert sind. Nicht, dass man nicht mal auf einen Klassiker zurückgreifen könnte, aber doch bitte nicht auf diese plumpe Art und Weise.
Ich versuche ja Kritik aus Respekt vor den Autoren möglichst vorsichtig zu formulieren, aber hier habe ich mich als Leser angesichts der vielen Absurditäten und billigen Effekthascherei echt verar…t gefühlt. Sorry, dass ich das so deutlich sagen muss..
Melanie Raabe: Die Wälder. München: btb Verlag, 2019