
Wir befinden uns im Amerika des 17. Jahrhunderts, der Sklavenhandel befindet sich gerade auf dem Vormarsch. Gegen seine Überzeugung nimmt der Farmer Vaark ein junges Sklavenmädchen in Zahlung. Auf seiner Farm leben bereits drei weitere Frauen: seine in England gekaufte Frau und Gutsherrin Rebekka, ihre indianische Dienerin Lina und das Waisenmädchen Sorrow, das Vaark bei sich aufgenommen hat. Als der Farmer überraschend stirbt, sind die vier Frauen auf sich allein gestellt…
Dieses Buch ist auf jeden Fall ein wichtiges, thematisiert es doch ein beachtenswertes Kapitel der nicht immer rühmlichen Geschichte Amerikas, das nicht in Vergessenheit geraten sollte: das der Sklaverei. Für mich ist das der Hauptgewinn dieses Buches, dass es einem in Erinnerung ruft, welches Unrecht und Elend es über so viele Menschen gebracht hat, und das allein aufgrund ihrer Herkunft und Hautfarbe. Aber das Buch erzählt noch mehr, nämlich über die Stellung der Frau in dieser Gesellschaft, deren Entrechtung eine doppelte ist.
Trotz aller Bedeutsamkeit bin ich mit dem Buch nicht so richtig warm geworden. Das mag daran liegen, daß sich einem die Geschichte nicht so einfach erschließt. Sie ist aus verschiedenen Blickwinkeln verfasst und man braucht eine Weile, bis man das Erzählte einordnen kam und sich ein Bild ergibt. Das hat manchmal seinen Reiz, hier fand ich es für mich hinderlich, mich ganz auf die Geschichte einzulassen. Das war teilweise wie ein Stochern im Nebel. Dazu kam, dass ich die berichtende Erzählweise insgesamt als zu distanziert empfunden habe. Mein Kopf war bei der Geschichte, aber emotional konnte mich das nicht einfangen. Sehr gelungen war für mich das Ende, das hatte etwas Versöhnliches.
Toni Morrisson: Gnade. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 2010 (Amerikanisches Original 2008)