Fran Ross: Oreo

Gewinnertitel des Preises der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung, im Original bereits 1974 erschienen.


Dem Leser begegnet hier die Neuauflage der Theseus-Sage, versetzt in die Gegenwart, zumindest die von 1974. Christine alias Oreo, Kind einer Afroamerikanerin und eines Weißen jüdischer Abstammung, verkörpert in diesem Roman den neuzeitlichen Theseus. Bewaffnet mit einem Zettel voller kryptischer Hinweise macht sich die Sechzehnjährige alleine auf den Weg nach New York, um nach ihren Wurzeln zu suchen.

Klingt doch erstmal ganz gut oder? Wer hier aufgrund des antiken Stoffes oder der schon im Titel thematisieren Frage der Hautfarbe große, inhaltsschwere Literatur erwartet, ist leider auf dem Holzweg.
Vorab muss ich sagen, dass ich den Preis für die Übersetzungsleistung absolut gerechtfertigt finde, denn dieses Buch ist eine sprachliche Herausforderung.
Allerdings auch für das Nervenkostüm und das nicht nur in sprachlicher Hinsicht. So richtig entspannend war das nicht, ständig die jiddischen Bezeichnungen nachzuschlagen und auch die Verweise zur antiken Vorlage, wenn man die griechische Sagenwelt nicht parat hat.
Trotzdem war ich anfangs aufgrund des Sprachwitzes, der einem direkt entgegenschlägt, erstmal recht angetan.
Nur leider wurde die humorige Stimmung im Laufe der Geschichte immer mehr abgelöst von Langeweile angesichts der Banalitäten, die einem im ersten Teil serviert wurden. Das wurde im Verlauf nicht besser, allerdings schlug das Grundgefühl da auch noch in Ärger um. Was hier mit dem guten alten Theseus veranstaltet wurde, fand ich einfach nur niveaulos und kein bisschen komisch. Erstaunlich, dass nicht sämtliche antike Schreiber aus ihren Gräbern auferstanden sind, um dem Einhalt zu gebieten. Das hatte für mich alle Zutaten von dümmlichem Klamauk, aber wenig von ernstzunehmender Literatur. Nun dachte ich, bei mir stimmt vielleicht irgendwas nicht, wo doch große amerikanische Schriftsteller wie Paul Auster und Siri Hustvedt dieses Werk in den höchsten Tönen loben. Vielleicht habe ich hier irgendwas nicht verstanden?! Zum Glück geht es mir da nicht alleine so, wie ich festgestellt habe…

Bewertung: 1.5 von 5.

Fran Ross: Oreo. München: dtv, 2019 (amerikanisches Original 1974)

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