
Die schüchterne Leni kommt für ein Praktikum in einem Verlag nach Hamburg und mietet sich über eine Zimmervermittlung eine Unterkunft. Es handelt sich um ein komfortables Zimmer, gemeinsam mit verschiedenen anderen Leuten in einer Villa direkt am Kanal. Schnell freundet sich Leni mit ihrer Zimmernachbarin an, der schönen und extrovertierten Vivien, die sich in Hamburg einen Millionär angeln will. Doch dann verschwindet Lenis neue Freundin spurlos. Und sie ist nicht die Einzige…
Ich hab ja den zweiten Teil aus dieser Reihe rund um den Polizeikommissar Kerner als erstes gelesen und fand Die Lieferung wirklich gut. Daher war ich mit einer recht positiven Leseerwartung an dieses Buch gegangen.
Aber ich muss sagen, dass ich schon ziemlich schnell einigermaßen ernüchtert war, denn das Ganze ging recht verworren los. Die Sequenzen zum Täter machen erstmal wenig Sinn und das Gespann Leni / Vivien war für mich fernab der Realität. Wenn man den gezeichneten Charakter von Vivien ernst nimmt, hätte sie sich gar nicht mit Leni abgegeben bzw. hätte sich ihr gegenüber anders verhalten, wenn sie ihre Gesellschaft gesucht hätte. Also als authentische Charaktere wenig überzeugend.
Als sich dann die Zusammenhänge etwas aufklärten, sollte man meinen, dass sich das Blatt dann zum besseren wendet, nur leider: Nein.
Was einem da als Details zu den Taten und Tatmotiv serviert wurde, fand ich schon hart an der Schmerzgrenze. Und zwar nicht, weil es zu grausam war, sondern einfach mal völlig daneben. Welche Männerphanatsien da bedient wurden, weiß ich nicht, aber ich kann mit solchen SM-Sklavengeschichten einfach mal gar nichts anfangen. Ganz schlechtes Zeichen ist, wenn ich beim Shutdown eines Thrillers anfangen muss zu lachen, einfach weil ich es nicht mehr ernst nehmen kann. Das rutscht dann irgendwann gedanklich in Slapstick ab. Zu allem Überfluss war dann letztlich der Täter als solches auch gar nicht passend, für mein Geschmack. Also, bei diesem Thriller stimmte für mich diesmal leider wenig.
Andreas Winkelmann: Das Haus der Mädchen. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt Verlag, 2018