
„Komm wir gehen.
Können wir nicht.
Warum nicht?
Wir warten auf Godot.
Ach ja.“
Der Klappentext sagt eigentlich schon aus, worum es in diesem Theaterstück von 1952 geht, mit dem der Dramatiker Samuel Beckett seinen Durchbruch schaffte.
Die beiden Landstreicher Estragon und Wladimir warten auf den besagten Godot, von dem man nichts weiter weiß, außer dass er sich wage angekündigt und diesen Treffpunkt vereinbart hat. Doch so lange sie auch warten, Godot kommt nicht. Die Wartezeit wird ausgefüllt mit nur bedingt sinnvollen Aktionen und Gesprächen und zufälligen Begegnungen. Ihr Verhalten ist einigermaßen bizarr und ist als Prototyp des absurden Theaters in die Literaturgeschichte eingegangen.
Wahrscheinlich kann man in dieses Stück viel hineininterpretieren, was in der Vergangenheit auch gemacht wurde, denn dafür lässt es reichlich Raum und offene Fragen. Aber Beckett selbst hat sich jeglicher Interpretation enthalten und deshalb lasse ich es auch an dieser Stelle.
Allerdings gibt der Fatalismus der beiden Protagonisten, ihre sinnlosen Aktionen und ihr fehlendes Eingreifen in ihr vermeintliches Schicksal schon einen Hinweis, wohin die interpretatorische Reise geht. Hier wird einem defintiv der Spiegel vorgehalten.
Als Jugendliche habe ich dieses Stück zum ersten Mal gelesen und gefeiert, war es doch so etwas anderes, als die elend langweiligen klassischen Dramen, die uns bis dahin in der Schule verabreicht wurden. Beim erneuten Lesen war ich schon ein bisschen ernüchterter, da steckte für mich an einigen Stellen zu viel Redundanz drin. Das mag für den Inhalt des Stücks stimmig sein, für das Leseerlebnis war es etwas zäh. Aber Theaterstücke sind ja auch nicht zum Lesen gemacht.
Samuel Beckett: Warten auf Godot. Endspiel. Glückliche Tage. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag, 2005 (Original 1952)