
Sie sind schön, jung und inszenieren ihr Leben in den sozialen Netzwerken. Freizügige und aufwändig bearbeitete Selfies garantieren viele Follower.
Sie sind die Opfer des Serientäters, der in Hamburg sein Unwesen treibt. Er entführt die Frauen und postet ihr ‚wahres Selbst‘ auf Instagram, gefesselt und geprügelt, ohne Filter. Und setzt darin der Polizei ein Ultimatum, das Opfer innerhalb von 24 Stunden zu finden oder verantwortlich zu sein für ihren Tod.
Thematisch finde ich das Buch sehr gelungen, gerade in Bezug zur Scheinwelt der sozialen Medien und wie der Täter sie einsetzt, um die Polizei in ein Katz-und-Maus-Spiel zu verwickeln. Das verspricht Spannung auf hohem Niveau.
Auch den Modus Operandi finde ich originell, das gibt der ganzen Story viel Dynamik. Über weite Strecken fand ich es auch spannend zu lesen, aber… wie soll ich das beschreiben, ohne zu spoilern…?
Sagen wir mal so, bei den Geschehnissen im Mittelteil fühlte ich mich als Leser etwas unterschätzt, ganz so dumm ist man vielleicht doch nicht… zum Glück kriegt das zum Ende noch die Kurve. Der Schluss war dann wieder stimmig und hat mir sehr gefallen. Zusammengefasst eine Story, die durchaus spannend konstruiert ist, aber im Mittelteil deutliche Schwächen aufweist.
Leider komme ich mit dem Starken-Mann-Gehabe von Kerner überhaupt nicht klar, er wird mir im Laufe dieser Buchreihe immer unsympathischer. Und was sollen die ständigen Ausfälle in Richtung Psychologie? Ich denke, das ist eine Berufsgruppe, die gute und wichtige Arbeit leistet, gerade auch im kriminalistischen Bereich. Solche ignoranten Ansichten bringen auf jeden Fall mal keine Pluspunkte, jedenfalls nicht bei mir.
Ein lesenswerter Thriller, gehört für mich aber nicht zu den besten von Winkelmann.
Andreas Winkelmann: Der Fahrer. Hamburg: Rowohlt Verlag, 2020