
Dieses Buch war für mich eine echte Achterbahnfahrt mit vielen Höhen, aber auch Tiefen und einigermaßen durchgeschleudert bin ich da auch rausgekommen.
Zu den Höhen kann ich sagen, dass dieses Buch extrem fesselnd ist. Es hat so viele Wendungen und überraschende Momente, dass man einen konstanten Spannungslevel hat und unbedingt wissen will, wie es weitergeht. Also ein sehr dynamisches Buch, ein ganz großer Pluspunkt für einen Thriller. Auch das Spiel mit dem Motiv des Verfolgungswahns gefällt mir immer sehr, das ist hier gut eingesetzt. Man weiß über weite Strecken nicht, was der Realität oder der wahnhaften Welt der Protagonisten entspringt und das hat etwas sehr reizvolles. Darüberhinaus ist auch noch zwischendurch richtig schön gruselig, also der Thrillfaktor stimmt schon mal.
Das Ende war überraschend, aber in sich stimmig erklärt und hat mir auch ganz gut gefallen. Allerdings fand ich die Story an einigen Stellen auch etwas drüber (Stichwort Wasserbett, Weihnachtsmann oder die Fassadenkletterei) und zwischendurch auch ziemlich verworren bzw. überkonstruiert. Da muss man schon ganz schön konzentriert bleiben, um in dieser verschachtelten Geschichte den Überblick zu behalten.
Ziemlich abgestoßen war ich vom Ausmaß sadistischer Gewalt gegenüber Frauen, die da beschrieben wird. Mag ich in der Form nicht wirklich lesen, auch wenn es das in der Realität sicherlich gibt. Jetzt mag man mich dafür als Mimi beschimpfen und was ich denn erwarte, wenn ich Psychothriller lese. Genau, Psycho und Thrill. Nicht Splatter und Co. Ich mag solche Gewaltorgien einfach nicht. Deshalb schau ich ja auch keine Zombiefilme, obwohl ich gruselige Filme sehr mag. Das ist Geschmackssache und sollte auch unter den Thrillerfans so in Ordnung gehen, denke ich.
Etwas irritierend finde ich, dass in den sozialen Medien dieses Buch häufig als Beispiel für häusliche Gewalt zitiert wird. Ich denke, die Szenen im Hotel oder Parkhaus gehen weiter darüber hinaus, auch wenn es das in Einzelfällen geben mag. Das sollte man vielleicht nicht in einen Topf werfen
Nicht unerwähnt sollte noch bleiben, dass der neue Fitzek zu den schönsten Büchern gehört, die ich seit langem in der Hand gehalten habe. Optisch und haptisch ein absolutes Schmuckstück.
Sebastian Fitzek: Der Heimweg. München: Droemer Verlag, 2020