
Inszeniert wie ein Kunstwerk sind die Opfer in der neuen Mordserie, in der Inspektor Trojan ermittelt. Perfekt geschminkt und frisiert liegen die jungen Frauen inmitten von Lilienblüten, um sie herum brennende Kerzen. Die Szenerie könnte auf morbide Art würdevoll wirken, wären da nicht die unzähligen Schnecken, die ihre schleimigen Spuren auf den Opfern hinterlassen.
Trojan begibt sich auf die Spur des mysteriösen Killers und wird von ihm schon bald in ein Spiel auf Leben und Tod verwickelt…
Das ist ein Thriller, wie ich ihn mag: mit viel unterschwelliger Spannung und Nervenkitzel, ohne den Leser mit einem Feierwerk der Ereignisse und unerwarteten Wendungen zu erschlagen. Ich mag Bentows bedächtige und gründliche, aber gleichzeitig fesselnde Art, die Geschichte und die Charaktere aufzubauen und zu entwickeln. Das ist vom Schema und der Grundmotivation oft ähnlich gestrickt, auch in diesem neuesten Band, aber für meinen Geschmack wieder sehr gut gelungen. Ich liebe einfach seine Art zu schreiben und könnte jedes Buch in einem Stück runterlesen, um dann am liebsten nochmal von vorn zu beginnen…
In der Anlage und auch von den Schauplätzen hat mich Der Mondscheinmann ein bisschen an Becketts Chemie des Todes erinnert, was ja wahrlich keine Beleidigung ist.
Allerdings fand ich diesen Band nicht so stark wie den Vorgänger. Ich fand nicht jedes Detail plausibel und hätte mir auch noch mehr Infos zur Motivation des Täters gewünscht, das kam für mich am Ende zu kurz.
Trotzdem eine ganz klare Leseempfehlung.
Max Bentow: Der Mondscheinmann. München: Goldmann, 2020