Iris Wolff: Die Unschärfe der Welt

Welche Farbe hat die Traurigkeit?“, hatte Samuel gefragt […]
„Nachtblau.“
„Wo fängt sie an?“
„Hier“, sagte Liv und legte die Hände auf die Brust.


Es sind Dialoge wie dieser zwischen Vater und Tochter, die das Buch direkt in mein Herz katapultiert haben und dieser Roman bietet auf seinen gut 200 Seiten eine Fülle davon. Man könnte eigentlich ständig innehalten und Sätze markieren oder rausschreiben.

Dieser Roman erzählt die Geschichte einer rumänischen Familie zur Zeit der Herrschaft Ceauşescus und nach dem Ende der Diktatur. Die einzelnen Kapitel beleuchten jeweils eines der Familienmitglieder oder der Menschen, die ihren Weg kreuzen und das mit solcher Tiefe, dass einem die einzelnen Personen trotz des geringen Umfangs des Romans sehr nah kommen.
Die Autorin tut dies mit einer ganz wunderbar zarten, leicht melancholischen Sprache, die eine große Präzision hat. Sie beleuchtet die Charaktere mit einem scharfen Blick, der einem gleichzeitig ein ganz weiches und warmes Gefühl im Herzen bereitet.

Warum es dieses Buch nicht auf die Shortlist des Buchpreises geschafft hat, ist mir ein absolutes Rätsel. Von allen nominierten Büchern, die ich bisher gelesen habe, gefällt es mir mit Abstand am besten. Allerdings steht der Siegertitel noch aus, den ich nächsten Monat lesen möchte. Aber bis dahin hab ich meinen Sieger gefunden.

Bewertung: 4 von 5.

IrisWolff: Die Unschärfe der Welt. Stuttgart: Klett-Cotta, 2020

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