
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Hans Stichler bekommt ein Stipendium für die Universität Cambridge, jedoch verbunden mit einem Auftrag: er soll dort ein Verbrechen aufklären. Ohne zu wissen, um was es sich dabei handelt, taucht er ein in die Welt der wohlhabenden Snobs und wird Mitglied im elitären Pitt Club. Dort wird nicht nur geboxt, sondern auch anderen Vergnügungen nachgegangen…
Warum das jetzt nach Stella zwei Jahre gedauert hat, um den Vorgängerroman zu lesen, wird ein ewiges Geheimnis bleiben – immerhin gehörte Stella zu meinen Jahreshighlights 2019.
Thematisch ganz anders konnte ich aber sofort etwas wiederfinden, was mich bei meinem ersten Buch des Autors so begeistert hat. Die schriftstellerische Fähigkeit, emotional ganz dicht an die Personen heranzukommen und sie dadurch dem Leser nahe zu bringen. Wenn man dafür gar nicht viele Worte braucht, denn das Buch ist vergleichsweise schmal, und wenn das einem auch bei unterschiedlichen Personen gelingt, dann kann man als Schriftsteller schon richtig viel. Und das umso mehr, wenn man dabei Emotionen der heftigsten Art hervorzuruft. Bei mir war von Wut bis Traurigkeit so ziemlich die gesamte Gefühlspalette vertreten.
Nun dachte ich anfangs, das wäre einfach nur ein Buch über das Leben an einer versnobten Uni und der Boxsport hatte mich auch noch nie so richtig interessiert. Nichts, was mit meinem Leben zu tun hat. Aber was dann plötzlich durch die Hintertür hereinkam, damit hatte ich nicht gerechnet und spätestens dann war klar, dieses Buch geht mich sogar eine Menge an. Klarer Fall von eiskalt erwischt, denn mir lief es zwischenzeitlich schon kalt den Rücken runter und von Seite zu Seite habe ich mehr an diesem Buch geklebt.
Eine ausgesprochen gut gemachte Umsetzung dieses wichtigen Themas mit starken Charakteren und einem Ende, das einem das Wasser ins Auge treibt.
Ein wirklich großartiges Buch!
Takis Würger: Der Club. Berlin: Kein & Aber Verlag, 2018