Frank Goldammer: Der Angstmann

Dresden 1944/45: Der letzte Kriegswinter plagt die Bevökerung mit Kälte und Entbehrung und an der Front hört man Gerüchte von schweren Verlusten. Als wenn das noch nicht genug wäre, setzt eine Reihe brutaler Morde die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Mehrere junge Frauen werden in den Ruinen grausamer verstümmelt aufgefunden. Das besonders Unheimliche daran: Immer wieder wurde von Anwohnern im Umfeld der Tatorte von einem verrücktes Lachen und Geheule berichtet, dass die Bevölkerung besonders beunruhigt. Über die Altersgrenzen hinweg wird schnell ein Spitznahme gefunden: Der Angstmann geht um!

Kriminalinspektor Max Heller ermittelt fieberhaft, als die Stadt im Februar 1945 im Bombenhagel versinkt. Doch die erste Annahme, dass der Mörder dabei ums Leben gekommen ist, erweist sich als Trugschluss…

Der Auftakt dieser Krimiserie um den Kommisar Max Heller beginnt historisch spektakulär, denn die Bombennacht in Dresden 1945 gehört zu einem der verheerensten Kriegsereignisse auf deutschem Boden. Allein die historische Schilderung könnte schon einen Roman abgegen und entsprechend fesselnd ist die historische Kulisse dieses ersten Krimibandes. Sowohl die Entbehrungen des Kriegswinters, als auch die Bombardierung selbst hat Goldammer sehr plastisch beschrieben, so dass man sich gut in die Zeit hineinversetzen kann und in ihrem ganzen Schrecken miterlebt. Das ist auf jeden Fall aufwühlend und bindet an die Lektüre.

Erhöht wird dieser Spannungsfaktor durch die bizarren Mordfälle, die durch die unheimliche Täterpersönlichkeit und die Ruinenkulisse eine sehr gruselige Atmospäre erzeugen. Das ist auf jeden Fall im ersten Teil des Buches sehr gut gemacht und ein großer Pluspunkt. Denn leider verliert sich das Ganze im zweiten Teil merklich und die spannende Atmospäre entwickelt sich zu zunehmendem überkonstruiertem Aktionismus. Die ermittelten Fakten der Morde werden für meinen Geschmack immer abstruser und auch die Auflösung ist in ihrer Motivation alles andere als originell, sondern eher ein Griff in die Klischeekiste.

Auch die Mordserie an sich finde ich unnötig brutal. Da wird mit viel Getöse um Aufmerksamkeit gebuhlt, die es an dieser Stelle gar nicht gebraucht hätte. In Bezug auf den Kriminalfall hätte von allem etwas weniger diesem Roman gut getan.

Abschließend noch ein Wort zur Figur des Ermittlers, der hier ja neu eingeführt wird. Natürlich muss sich diese neue Serie durch ihre Anlage mit Volker Kutschers Babylon Berlin Romanen messen, auch wenn es zeitlich etwas verschoben ist. An die Qualität von Kutscher kommt das natürlich in keiner Weise heran und das gilt auch für den Ermittler. Ich finde ihn zwar insgesamt recht sympathisch, aber im Vergleich zu Gereon Rath deutlich blasser.

Trotz der Mängel zum Ende hin ist es für mich eine Serie, die ich erstmal näher verfolgen möchte…

Bewertung: 3 von 5.

Frank Goldammer: Der Angstmann. München: dtv, 2016

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