Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex

Vernon, einst erfolgreicher Plattenladenbesitzer und vernetzt in der lokalen Musikszene, steht vor den Scherben seiner Existenz. Nacheinander verliert er Laden, Job und Wohnung. Auf der Suche nach einer vorübergehenden Bleibe aktiviert er seine alten Facebook-Kontakte, die ihre besten Jahre ebenfalls hinter sich haben…

Man kann nicht sagen, dass das Thema kein Potential hat. Es hätte tatsächlich so gut sein können. Aber bitte…was war das…
Das scheint ja in Frankreich seit Houllebecq in Mode gekommen zu sein, auch das letzte verquere Gedankengut als Kunst zu stilisieren. Hier beispielsweise als „großartiges Sittengemälde einer zutiefst verunsicherten Gesellschaft.
Mag sein, dass hier ein Spiegel vorgehalten werden soll, aber da kann ich auch bei der nächsten Skatrunde der AfD vorbeischauen, das muss ich nicht lesen. Denn was einem da an rassistischen, frauenfeindlichen und homophoben Ergüssen zugemutet wird, ist nur schwer zu ertragen. Wenn das gesellschaftskritisch sein soll, habe ich eindeutig den positiven Gegenspieler verpasst. Fällt der weg, bleibt da nämlich nur eine Ansammlung von Verbalshit der übelsten Sorte.
So ereifert sich ein Freund Vernons über eine Journalistin als „Kanackenjüdin“ und äußerst in dem Zusammenhang, „ich würde das ganze Gebiet mit Napalm zukippen, Palästina, Libanon, Israel, Iran, Irak, alles dasselbe: Napalm.
Vernon räumt ein, sein Freund war schon immer ein rechter Sack. Er mag die Journalistin, weil… Zitat: „Man sieht, dass die Kleine auf Sex steht.“ Das hält man doch im Kopp nicht aus!
Das ist übrigens Hauptfunktion der Frauen in diesem Roman. Gefühlt sind sie 24/7 unterwegs, um den Männern einen zu blasen.
Wenn man dann noch die Gedanken einer alternden Pornodarstellerin zur Standhaftigkeit der männlichen Darsteller serviert bekommt, ist es an der Zeit, dieses Buch (vorzeitig) zu beenden.

Hinterher hab ich mich gefragt, warum ich nicht schon viel früher abgebrochen habe und nicht erst nach der Hälfte des Buches. Vielleicht habe ich gehofft, dass einige der unsäglichen Protagonisten der Schlag trifft… Aber es war ein Geschenk und ich wollte es wenigstens versucht haben. Fazit: Wenn das literarische Kunst ist, bin ich raus.

Bewertung: 1 von 5.

Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2017

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