
Das Buch beginnt mit dem Vorwort eines fiktiven Herausgebers, der von dem seltsamen Untermieter seiner Tante berichtet, mit dem er eine zeitlang Wand an Wand gewohnt hat. Dessen hinterlassene Aufzeichnungen sind wesentlicher Bestandteil des Romans.
Dass es sich bei besagtem Untermieter um eine etwas spezielle Person handelt, macht schon der Untertitel dieser Aufzeichnungen deutlich: Nur für Verrückte…
Aber es ist weniger eine Geisteskrankheit die den Protagonisten hier umtreibt, sondern die innere Verzweiflung an einer Welt, der er sich nicht zugehörig fühlt.
Dem überholten Preußentum und den bürgerlichen Wertvorstellungen kann er wenig abgewinnen und isoliert sich zunehmend von den Menschen, er wird zum Steppenwolf – einsam und verschlossen.
Doch bevor er sich das Leben nehmen kann, kommt es zu einer schicksalhaften Begegnung…
Eigentlich mag ich ja die etwas eigenwilligen Charaktere und an Hesses ‚Unterm Rad‘ habe ich noch positive Erinnerungen, auch wenn dieses Schullektüre schon lange zurückliegt.
Aber mit diesem Steppenwolf konnte ich gar nichts anfangen.
Da gibt es sicher eine Reihe kluger Gedanken, aber das war für mich eine überwiegend zähe Abhandlung mit nihilistischem Unterton, zumindest im ersten Teil des Buches. Der Grundton wird nach der Begegnung mit Hermine zwar positiver und der Ausblick ist ja durchaus erfreulich, aber den negativistischen Beigeschmack hab ich nicht wegbekommen.
Vielleicht liegt meine mangelnde Begeisterung auch daran, dass mir Harry Haller als Persönlichkeit fremd geblieben ist. Vielleicht bin ich dazu ein zu lebensbejahender und geselliger Mensch, um mich in einen Steppenwolf wirklich einfühlen zu können.
Aber das Buch wäre kein Klassiker geworden, wenn es nicht genug Leute gäbe, die das an meiner Stelle tun… Von daher nicht mein Buch, aber durchaus eins für andere Steppenwölfe!
Hermann Hesse: Der Steppenwolf. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag,1974 (Original 1927)