
Unschwer zu erkennen, nicht alle Bücher kann man kaufen…gut, dass es Bibliotheken gibt!
Der zweite Jakob ist die Geschichte eines Lebensgeständnisses, dass uns der Ich-Erzähler Jakob in diesem Roman ausbreitet. Ein Verlag plant zum 60. Geburtstag des Schauspieler eine Biografie und schickt ihm einen Mitarbeiter vorbei, der ihm nicht nur höchst unsympathisch ist, sondern der auch noch eine Reihe unangenehmer Fragen stellt. Diese werden zu allem Überfluss auch noch von seiner mittlerweile erwachsenen Tochter Lucie aufgegriffen, was Jakob in zunehmende Bedrängnis bringt. Denn es gibt ein Ereignis in seinem Leben, über das er lieber schweigen würde…
Im Gegenteil zu einigen anderen Titeln des Buchpreises bin ich durch dieses Buch ohne innere Kämpfe durchgekommen – man muss es leider so sagen, so traurig wie es ist in diesem Buchpreis-Jahr. Ich kann sogar sagen, dass ich es recht gerne gelesen habe – ein weiterer Pluspunkt. Ich mochte die Erzählweise des Autors, diesen ruhigen Erzählton mit einer Prise Humor zwischendurch. Hat mich in der Art ein bisschen an Martin Suter erinnert.
Auch inhaltlich hat mich einiges angesprochen. Die Vermischung zwischen der Realität und der fiktionalen Welt des Films, die gerade am Drehort in Mexiko immer mehr verwischt oder auch der innere Kampf des Protagonisten zwischen Bekenntnis und Rechtfertigung, der sich durch das Buch zieht. Beides hat mir gut gefallen. Allerdings hatte die Umsetzung etwas Behäbiges. Für meinen Geschmack hat sich die Geschichte unheimlich gezogen, so dass die Wirkung der durchaus guten Ansätze auch schnell wieder verpufft ist. Auch konnte ich zu keinem der Charaktere einen wirklichen Zugang herstellen, was oft der Dreh- und Angelpunkt ist, ob ein Buch funktioniert oder nicht. In diesem Fall bei mir eher nicht…
Norbert Gstrein: Der zweite Jakob. München: Hanser Verlag, 2021