
Die junge Journalistin Sandrine bricht zu einer kleinen Insel vor der Küste der Normandie auf, um die Hinterlassenschaft ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter abzuholen. Doch was sie auf der fast verlassenen Insel vorfindet, ist zutiefst verstörend. Wenige Tage darauf wird sie geistig verwirrt und mit Blut verschmierter Kleidung am Ufer des Festlandes aufgegriffen. Was hat es mit dem Kinderheim und den ertrunkenen Kindern auf sich, von denen sie redet? Und wer ist der Erlkönig?
Dieses Buch ist wie eine kleine Achterbahnfahrt…und geht für meinen Geschmack richtig gut los – mit einer sehr mysteriösen Geschichte, die auch zeitlich auf mehreren Ebenen angesiedelt ist. Vor allem die undurchschaubare und latent bedrohliche Stimmung kommt sehr gut rüber und hat mich an Shutter Island erinnert, einen meiner Lieblingsfilme.
Gemeinsam versucht man mit dem Kommissar und der Psychologin, die seltsamen Berichte von Sandrine zu entschlüsseln, die sich mittlerweile in der Psychiatrie befindet. Ein sehr spannendes Rätselraten, bis ungefähr zur Mitte des Buches. Danach war es zwar weiterhin spannend, jedoch leider immer unlogischer. Der Autor kam plötzlich mit Entwicklungen um die Ecke, die man sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Aaaaber…da ich jetzt ohne spoilern nicht auskomme, bitte an dieser Stelle abbrechen, wenn ihr das Buch noch lesen möchtet…, bei diesem Buch ist nichts so wie es scheint und was einem wie ausgemachter Quatsch vorkommt, macht durch das überraschende und intelligent gemachte Ende plötzlich einen Sinn. Und einen zwischenzeitlich tot geglaubten Thriller zu einem wirklich guten.
Puhhh, nach einem doch sehr durchwachsenen Lesejahr in Sachen Thriller nochmal ein kleines Highlight zum Schluss. Glück gehabt
Jérôme Loubry: Der Erlkönig. Berlin: Ullstein, 2021