
Amanda und Clay haben sich ihren Familienurlaub einiges kosten lassen. Ein luxuriöses Ferienhaus auf Long Island fernab der Großstadt, in dem sie gemeinsam mit ihren halbwüchsigen Kindern die nächsten Wochen verbringen wollen.
Doch schon kurz nach der Ankunft wird die entspannte Ferienstimmung empfindlich gestört. Mitten in der Nacht klopft es plötzlich an der Tür. Ein älteres Paar steht vor der Tür und behauptet, dies sei ihr Haus. Und sie müssten dort dringend unterkommen, denn an der Ostküste bahne sich eine Katastrophe an und ganz New York liege bereits im Dunkeln…
Dieses Ausgangsszenarion war für mich so reizvoll, dass ich es unbedingt lesen wollte und der Start ins Buch war sehr vielversprechend. Der Autor spielt zu Beginn sehr geschickt mit der Unsicherheit der einzelnen Familienmitglieder. Kann man den alten Leuten trauen oder handelt es sich um Betrüger? Oder gar Schlimmeres? Das hat auf jeden Fall Gruselfaktor und war für mich ausgesprochen reizvoll. Davon hätte ich gerne mehr gehabt.
Nur leider kippt die Geschichte nach dem ersten Drittel und entwickelt sich in eine ganz andere Richtung. Für mich ein klassischer Fall von to much information, sowohl was das Ehepaar als auch die mysteriösen Geschehnisse an der Ostküste betreffen. Das entzaubert das Szenario leider komplett. Ich hätte es deutlich besser gefunden, wenn die Dinge über einen längeren Zeitraum in der Schwebe geblieben wäre. So verpufft der Reiz der Geschichte.
Der weitere Fortgang ist für mich ausgesprochen fad, im Wesentlichen schaut man den unfreiwillig zusammengewürfelten Bewohner:innen des Ferienhauses beim Zusammenleben zu. Sozusagen Big Brother in Buchform.
Im letzten Drittel kommt dann doch noch ein bisschen Dynamik rein, was die Spannungsschraube wieder anzieht. Nur leider mit so einem unrealistischen Detail, dass ich mich ernsthaft gefragt habe. Hat der Autor wirklich so schlampig recherchiert? Da wusste ich ja nach fünf Minuten Googlesuche besser Bescheid. Oder er hat es bewusst für die Effektquote eingebaut – in der Hoffnung, dass keiner den Fehler bemerkt. Beides gar nicht gut.
Auch das Ende war für mich eher einfallslos. Da hätte man mit einem originellen oder kraftvollen Schlusspunkt vielleicht noch einiges raushauen können. So verpufft es leider wie so vieles in diesem Buch. Schade, die Geschichte hatte so vielversprechend begonnen und aus der Idee hätte man viel machen können.
Rumaan Alam: Inmitten der Nacht. München: btb Verlag, 2021