
Als die Mimikresonanzexpertin Hannah Herbst, Spezialistin für unbewusste mimische Reaktionen und Beraterin der Kriminalpolizei, nach einer Operation erwacht, steht sie vor einem bekannten Problem. Sie leidet nach Narkosen unter Gedächtnisverlust und auch jetzt ist ihr Erinnerungsvermögen schwer gestört. Was die Situation extrem erschwert. Sie befindet sich in der Gewalt eines Schwerverbrechers und Soziopathen. Und sie soll sich ein Video anschauen, in dem eine Frau den Mord an ihrer Familie gesteht. Nur..diese Frau ist sie selbst…
Warum lese ich immer wieder Fitzek? Für manche eine völlig unverständliche Frage, aber tatsächlich ernst gemeint. Denn gerade das letzte Buch fand ich nicht gut und man hat den Eindruck, dass Inhalt und Tiefe der Geschichten immer mehr in den Hintergrund geraten. Zugunsten von aufwändigem Design und Marketing.
Aber um die Eingangsfrage zu beantworten: Fitzek schreibt einfach gut. Ein sehr eingängiger Schreibstil, man ist sofort drin in der Geschichte und fliegt förmlich durch die Seiten. Einfach gute, spannende Unterhaltung, die Spaß macht.
Wenn man sich darauf einlässt, dass die Geschichten von Fitzek häufig völlig überkonstruiert sind, wie man auch hier schon an der kurzen Einleitung sieht. Da kommt gleich zu Beginn einiges zusammen und setzt sich in ähnlicher Weise fort. Für mich ist es auch hier an einigen Stellen wieder drüber, wie auch schon in seinen letzten Büchern. Zu viel Action und Plottwists, zu viel Um-die-Ecke-gedacht und zu wenig Tiefe in den Charakteren und der Geschichte. Auch wenn ich hier die überraschende Wendung am Ende gut gelungen finde.
Wie wahrlich nicht alles an diesem Thriller. War da ernsthaft wieder dieser Schneemann? Spontan fallen mir gleich zwei Thriller mit genau diesem Szenario ein und vermutlich gibt es noch viel mehr. Originell ist das nicht. Allerdings haut dieses Defizit die besondere Thematik der Mimikresonanz wieder raus.
Man merkt, ich bin bei diesem Buch hin- und hergerissen.
Mimik gefällt auf jeden Fall besser als das letzte Buch, ist allerdings weit von dem Eindruck entfernt, den damals ‚Die Therapie‘ bei mir hinterlassen hat.
Sebastian Fitzek: Mimik. München: Droemer Knaur, 2022