
Klassischer Fall von Buchhypekauf. Eigentlich bin ich dafür nicht so anfällig, aber der Klappentext klang erstmal ganz spannend. Eine Familie lebt in völliger Abgeschiedenheit auf einer einsamen Insel. Sie sind auf der Flucht vor noch ungenannten Widersachern, die ihnen nach dem Leben trachten. Allerdings hätte mir die Titelwahl schon verdächtig vorkommen müssen…
Mich beruhigt, dass das Buch so viele Fans hat. Dann ist es sicher nicht schlimm, dass ich nicht dazu gehöre.
Zur Aufklärung, wer da von wem verfolgt wird und warum, werden den Leser:innen gleich drei Varianten in Folge angeboten. Warum das so ist, wird im Rahmen der Story zwar erklärt, jede der angebotenen Varianten ist aber so substanzlos, dass jeder mein vollstes Verständnis hat, der das Buch nach diesem Anfangswirrwar direkt beiseite gelegt hat. Bereits hier begegnet einem das Phänomen, dass sich bis zum Ende durchzieht – das Ganze macht überhaupt keinen Sinn, sobald man auch nur ansatzweise darüber nachdenkt, was man da gerade liest. Den Logikfehlern im Großen folgen leider auch viele im Kleinen. Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Buch gelesen zu haben, in dem sich wirklich alle Protagonisten so irrational und – ja man muss schon sagen – dämlich verhalten. Luca wird wahrscheinlich als dümmster Interpol-Mitarbeiter in die Thriller-Geschichte eingehen. Ebenso wie der Autor als Entdecker eines neuartigen medizinischen Phänomens, des zuckenden Fingers. Klärt mich bitte auf, falls es doch biologisch möglich ist oder irgendwo beobachtet wurde, dass beim Lügen ein Finger beginnt unkontrolliert zu zucken.
Ich kann generell sehr gut damit leben, wenn in Geschichten auch Dinge vorkommen, die nicht der Wirklichkeit entsprechen. Aber das muss in das Genre eingebettet sein, beispielsweise bei Fantasy oder Romanen, die mit übersinnlichen Phänomenen arbeiten. Aber wenn man eine Story in der realen Welt ansiedelt, müssen die Dinge nach den Gesetzmäßigkeiten dieser Welt schon irgendwie Sinn machen man. Ansonsten fühlt man sich als Leser:in schnell für dumm verkauft.
Ein Höhepunkt der besonderen Art war für mich der Showdown am Ende, bei dem sich sämtliche Beteiligte so irrational und unfreiwillig komisch verhalten, dass ich das Ganze beim besten Willen nicht mehr ernst nehmen konnte. Das war mehr Slapstick als Thriller. Verschiedentlich wurde zu dem Buch kommentiert, dass die Genrebezeichnung irreführend ist und von der Einfachheit des Stils eher einem Jugendbuch entspricht. Nun kenne ich mich bei Jugendbüchern nicht so aus. Allerdings sind Charaktere und Dialoge derart flach und hölzern, dass es nur schwer auszuhalten war.
Ivar Leon Menger: Als das Böse kam. München: dtv, 2022