
In diesem dritten und letzten Teil der Trilogie sind Emil Winge und sein Partner Jean Michael Cardell dem flüchtigen Tycho Ceton auf der Spur – Mitglied der Gesellschaft der Eumeniden, der (gemeinsam mit ihnen) zahlreiche grausame Straftaten zu verantworten hat. Ebenfalls spurlos verschwunden ist die ehemalige Spinnhäuslerin Anna Stina, die eine brisante Information mit sich trägt und nicht nur von dem ihr wohlgesonnen Cardell verzweifelt gesucht wird…
Ein ganz großer Pluspunkt dieser Trilogie ist die gut ausgearbeitete historische Kulisse, insbesondere der Schattenseiten Stockholms im ausgehenden 18. Jahrhundert. Verelendung, Gewalt und Machtmissbrauch sind allerorts gegenwärtig, die politischen Verhältnisse mehr als instabil. Durchgängig sehr gelungen finde ich auch das sehr ungewöhnliche, aber überaus charakterstarke ‚Ermittlerteam‘, allesamt wenig vorzeigbar und mit diversen Problemen beladen, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Auch die erzählten Geschichten sind zum Teil hochdramatisch und spannend. Klingt also erstmal alles ganz gut.
Trotzdem habe ich schon nach dem ersten Teil mit mir gerungen, ob ich wirklich weiterlesen möchte, denn das Maß an Grausamkeiten und Perversionen, die hier präsentiert wurden, war für mich nur schwer auszuhalten. Nun konnte mich die Anlage der Geschichte im Hinblick auf die Fortsetzung doch so weit fesseln, dass ich schon wissen wollte. Und den zweiten Teil fand ich doch sehr stark, sowohl von der Story als auch vom Spannungsfaktor her. Hier war am Ende so vieles unabgeschlossen, dass ich wirklich auf diesen dritten Teil gewartet habe. Obwohl es mir auch da deutlich zu gewalttätig zuging, das hat mich auch im zweiten Teil wieder sehr abgestoßen.
Und auch, wenn im dritten Teil vieles nur angedeutet wird, wurden einem leider auch im dritten Teil der Trilogie diverse abstoßende Grausamkeiten nicht erspart. Das mag sein, dass man in dieser Zeit nicht zimperlich war und es sadistische Zirkel, wie die hier geschilderten, auch gegeben hat, aber ich mag sowas eigentlich nicht lesen.
Hätte ich wohl auch nicht, wenn ich gewusst hätte, dass die guten Anlagen des zweiten Teils so wenig aufgegriffen und weitergeführt werden. Für mich steckte da noch so viel Potential drin, das – aus mir unerklärlichen Gründen – kaum aufgegriffen wurde und schlichtweg verpufft ist. Das Ende fand ich entsprechend lau und gerade im Kontrast zum starken zweiten Teil war für mich fand dieser Abschlussband eher enttäuscht. Statt eines starken dramatischen Finales plätscherte die Geschichte oft vor sich hin, wirkte seltsam aufgebläht und kraftlos und war leider so ganz anders, als ich erhofft hatte.
Niklas Natt och Dag: 1795. München: Piper Verlag, 2022