
Sie wohnen Tür an Tür und kennen sich, zum Teil schon seit Jahrzehnten. In diesem kleinen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal. Man kennt sich und doch ist man sich fremd. Zieht man sich nur allzu schnell ins Private zurück und wahrt seine kleinen Geheimnisse. Was einem spätestens dann bewusst wird, wenn plötzlich eine komplette Familie aus der Nachbarschaft spurlos verschwindet…
Klingt nach meinem Geschmack erstmal ganz vielversprechend und nach den vielen positiven Rezensionen war ich sehr zuversichtlich, dass mir dieses Buch gefallen könnte.
Tatsächlich werden hier auch einige interessante Aspekte angeschnitten: Unerfüllter Kinderwunsch, Großstadtflucht, beginnende Demenz, enttäuschte Freundschaften oder problematische Eltern-Kind-Beziehungen. Aber angeschnitten trifft es hier ganz gut. Keins dieser Themen ging wirklich in die Tiefe. Sie blieben für mich jeweils im Raum stehen, ohne einen großen Nachhall zu hinterlassen. Auch die Charaktere wirkten auf mich relativ blass. Ich konnte mich bei keinem so richtig einfinden.
Das rätselhafte Verschwinden der Familie hat zwar durchaus seinen Reiz, nur leider verpufft die Thematik am Ende.
Das titelgebende Leben nebeneinander her ist zwar gut eingefangen worden und ist auf jeden Fall positiv hervorzuheben. Darüber hinaus konnte mir dieses Buch aber weder besondere Erkenntnisse noch Emotionen entlocken. Und das ist mir für einen Buchpreis dann doch zu wenig. Da hatte ich mir doch deutlich mehr versprochen.
Kristine Bilkau: Nebenan. München: Luchterhand Literaturverlag, 2022