
Hier kommen die Stimmen zu Wort, die jahrelang weggesperrt und fast vergessen wurden. Mit der Betonung auf fast, denn die Sammlung Prinzhorn gibt ihnen einen Ort, gesehen und gehört zu werden. Den künstlerischen Werken von Psychiatriepatient:innen.
Simone Scharbert erzählt in ihrem Roman aus der Perspektive einer jungen Mutter, die Anfang der 50er Jahre in eine psychiatrische Anstalt eingeliefert wird.
Die kurze Lesung auf der Frankfurter Buchmesse hat mich so gefesselt, dass ich mir sofort dieses Buch kaufen musste. Gerade der enge Zusammenhang mit den Exponaten der Sammlung Prinzhorn war für mich besonders eindrücklich – ich hatte zuvor noch nichts von dieser Ausstellung gehört. Die Autorin hat eine Reihe dieser Künstlerinnen und ihre Werke in ihrem Roman verarbeitet, auch wenn sie tatsächlich in unterschiedlichen Einrichtungen entstanden sind.
Sowohl die Thematik selbst als auch ihre Umsetzung hat mich sehr berührt, wozu die gewählte Ich-Perspektive wesentlich beigetragen hat. Ein tiefer Blick in die Gedankenwelt eines psychisch kranken Menschen und das so punktgenau und authentisch beschrieben, dass man schwören könnte, die Autorin hat das genau so erlebt.
Das Wunderbare an diesem Buch ist auch die fast schon poetische Sprache, bei der es einen gar nicht wundert, dass die Autorin auch Lyrikerin ist. Denn das spürt man immer wieder in den ausdrucksstarken, sehr bildhaften Beschreibungen.
Simone Scharbert: Rosa in grau. Dresden: Edition Azur, 2022