Margaret Atwood: Der Report der Magd

Schauplatz ist ein fiktiver Staat in Nordamerika, den religiöse Fundamentalisten errichtet haben: die totalitäre Republik Gilead. Frauen haben hier keine Rechte, sie werden eingeteilt in Ehefrauen von Führungskräften, Dienerinnen und Mägde. Letztere werden zur Fortpflanzung rekrutiert und sollen für die unfruchtbaren Ehefrauen Kinder gebären. Diese Aufgabe ist umso dringlicher, da nach einer atomaren Verseuchung ein Großteil der weiblichen Bevölkerung unfruchtbar ist. Versagen die Mägde bei dieser Aufgabe, droht ihnen die Abschiebung in die Kolonien, zur Giftmüllentsorgung…

Was für eine Geschichte, was für ein Buch!
Ich wusste vorher so gut wie nichts darüber und war völlig geplättet von der Art von Diensten, die die erzählende Magd in diesem futuristischen Roman für ihren Hausherren zu erledigen hat. Auf den ersten Seiten geht man noch von einem normalen Dienstbotenverhältnis in einem frauenfeindlichen Staat aus, aber was sich einem da Seite für Seite entblättert, ist eine Welt für sich, die einem die Haare zu Berge stehen lässt. Wie in einem Puzzlespiel ergibt sich im Laufe des Buches ein immer genaueres Bild von diesem bizarren Staatsgebilde, das bei mir blanke Entsetzen ausgelöst hat. Aber in absolut positivem Sinne, ein inhaltlich und schriftstellerisch wirklich gut gemachtes Buch.
Der Modell des futuristsiche Staat ist sehr durchdacht und gut ausgearbeitet und verströmt eine beunruhigende, aber dennoch faszinierende Atmosphäre, die den Leser an das Buch bindet. Dazu trägt der Aufbau des Romans wesentlich bei, der die Informationen über diesen Unrechtsstaat erst nach und nach preisgibt.

Ein Buch, das ich jedem nur wärmstens an Herz legen kann, der es bisher noch nicht gelesen hat.

Bewertung: 4.5 von 5.

Margret Atwood: Der Report der Magd. München: Piper Verlag, 2017 (Original 1985)