
Für eine Inhaltsbeschreibung dieses Romans braucht es nicht viele Worte, was nicht daran liegt, dass es hierzu nicht einiges zu sagen gäbe oder der Roman mit seinen knapp 200 Seiten vergleichsweise schmal ist, sondern dass das Thema für sich spricht. Denn in diesem Buch geht es um den Krieg. Und zwar in seiner hässlichsten und damit auch ehrlichsten Form. Es ist die Geschichte des 17jährigen August, der durch die Hölle des ersten Weltkriegs geht. Der Autor hat hier aus den Erinnerungen seines Opas einen Roman geschaffen, der den Wahnsinn des Krieges in all seinen Facetten sehr drastisch beschreibt.
In einigen Rezensionen wurde dieser Roman als neue Pflichtlektüre an Schulen vorgeschlagen. Das ist ein Kompliment. Ihn auf eine Stufe mit Erich Maria Remarque zu stellen sicherlich auch, denn dieser Vergleich ist mir spontan gekommen und das liegt nicht nur am gleichen Thema. Denn auch hier gelingt dem Autor der genaue und schonungslose Blick, der alles auseinandernimmt und einem eine Ahnung davon bekommen lässt, was Krieg eigentlich bedeutet. Und das alles in einer ganz wunderbar ausgefeilten Sprache, einem Nebeneinander von distanzierter Beschreibung und sehr emotionalen, tiefgehenden Innenansichten. Die Schilderung sind so plastisch und kraftvoll, als wäre er selbst dabei gewesen und vielleicht war er es auch auf eine Art, als Zuhörer aus tiefstem Herzen.
Nun ist Im Westen nichts Neues ein Klassiker, dem man nur schwer das Wasser reichen kann, denn authentischer geht es kaum. Der Autor wusste, wovon er spricht und das merkt man an jedem einzelnen Satz. Deshalb ist die Leistung des Autors umso bemerkenswerter. So eine Tiefe und Echtheit in den Schilderungen hinzubekommen, ist schon sehr besonders. Ich hab mich auch gefragt – ohne blasphemisch werden zu wollen , ob mir dieser Roman fast noch besser gefällt als Remarque. Ich finde ihn komprimierter und sprachlich herausragend.
Die Zeitzeugen sind schon lange tot, entweder im Krieg gefallen oder im Laufe eines hoffentlich langen Lebens. Aber ihre Erinnerungen bleiben und setzen ein Zeichen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen.
Florian Schwarz: Stichling. Buchfink Verlag, 2019