Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde



Auch wenn man ihn hierzulande wahrscheinlich kaum bis gar nicht kennt, gehört Seishi Yakomizo in Japan zu den beliebtesten Autoren klassischer Kriminalromane. Dieses Buch ist der Auftakt einer Serie um den Privatdetektiv Kosuke Kindaichi, die bereits 1946 in Japan erschienen ist.
Bei Blumenbar / Aufbau Verlage ist dieser Klassiker nun auch in deutscher Übersetzung erschienen.

Darin geht es um ein grausames Verbrechen im Hause der angesehen Familie Ichiyanagi im Winter 1937. Der älteste Sohn und seiner frischvermählte Ehefrau werden noch in der Hochzeitsnacht ermordet. Das mysteriöse an dem Fall: das Verbrechen fand in einem von innen verschlossenen Raum statt…

Gleich zu Beginn war ich schon mal von der Erzählweise sehr angetan, denn hier berichtet eine Art Chronist von den schrecklichen Ereignissen in dem nicht näher benannten Dorf O. Auf diese Weise wird das Verbrechen schrittweise vor den Leser:innen ausgebreitet und man kommt nicht umhin, selbst mitzurätseln, wie sich diese seltsamen Morde zugetragen haben und wer dafür verantwortlich ist.
Nun kennt ja jede:r diese Rätsel, in denen sich irgendwer tot in einem verschlossenen Raum befindet und man herausfinden soll, wie dieser Mensch zu Tode gekommen ist und so ähnlich ist es auch hier.
Um ehrlich zu sein bin ich normalerweise kein Fan von diesen Rätseln, aber hier ist es etwas anderes. Denn das Rätsel ist eine wirklich gut erzählte Geschichte eingebettet.
Nun liegt es in der Natur dieser ‚Locked-Room-Murder-Mysterys‘, dass sie nicht ganz einfach zu durchschauen sind und schon mal um die Ecke gedacht werden muss. Von daher liegt die Auflösung auch hier nicht auf der Hand, ist aber sehr klug durchdacht und absolut glaubwürdig. Und das gilt noch viel mehr für die abschließend pråsentierte sentierte Motivlage des Täters. Selten war für mich ein Verbrechen in seiner Motivation so überzeugend erklärt wie hier. In seiner Art sehr speziell und gar nicht auf der Hand liegend, aber sensationell gut erklärt und aus dem Charakter des Täters hergeleitet.

Bewertung: 4.5 von 5.

Seishi Yokomizo: Die rätselhaften Honjin-Morde. Berlin: Blumenbar /Aufbau Verlage, 2022

Donna Leon: Venezianisches Finale

Tragödie in Venedigs berühmten Opernhaus: Der Stardirigent Helmut Wellauer stirbt während der Aufführung, in seiner Garderobe der unverkennbare Duft nach Bittermandeln.
Brunetti und seine Kollegen beginnen fieberhaft mit den Ermittlungen, wer den Opernstar vergiftet haben könnte und stellen fest: erstaunlich viele hatten ein Motiv…

Eigentlich hatte ich das Buch schon aussortiert, denn Donna Leon hatte ich gedanklich in die Kitschschublade einsortiert. Kurz vor dem Bücherschrank hat mich jedoch meine spätere Lesepartnerin aufgehalten, mit der ich das Buch dann doch zusammen gelesen habe. Und ich muss sagen, ich bin positiv überrascht und auf jeden Fall eines besseren belehrt.
Es wird jetzt zwar nicht meine Lieblingskrimireihe werden, aber ist ein durchaus solider Krimi in alter Erzähltradition.
Ein Mord, viele Verdächtige, das Ganze weitgehend unblutig und ohne großes Aktionspektakel.
Ich hatte anfangs Mühe mit der venezianischen Kulisse – automatisch ist bei mir der traditionelle Krimi in England verortet. Da muss man erstmal umdenken. Auch war für mich die Figur des Brunetti zunächst etwas farblos und ich hatte Mühe, in das Buch reinzukommen. Das italienische Temperament und die farbenfrohe Lebendigkeit der Stadt kam für mich nicht stark genug rüber.
Trotzdem war die Geschichte gut erzählt, überwiegend spannend und in der Auflösung plausibel.
Auch wenn ich mir die Figuren und die venezianische Kulisse noch kraftvoller gewünscht hätte, kann ich mir doch vorstellen, Brunetti noch eine zeitlang zu begleiten..

Bewertung: 3.5 von 5.

Donna Leon: Venezianisches Finale. Zürich: Diogenes, 1995 (Orig. 1993)

Marc Voltenauer: Wer hat Heidi getötet?

Ganz ehrlich, würde ich den Autor nicht schon kennen, hätte ich dieses Buch vermutlich nicht gelesen, denn ich finde den Buchtitel ausgesprochen unglücklich. Nun hatte ich aber bereits vor zwei Jahren den Vorgängerband des mir damals noch unbekannten Autors gelesen und war auf das Positivste überrascht. Und auch dieser hat mich nicht enttäuscht, um es gleich vorweg zu sagen…

Erneut wird das beschauliche Bergdorf in den Schweizer Alpen der Schauplatz einer Mordserie und Kommissar Andreas Auer ist wieder gefordert. Der unbekannte Täter entführt nacheinander mehrere Frauen, die sich auffallend ähneln. Doch das ist nicht das einzig Merkmal, das die Frauen verbindet…

Auch in diesem Band bin ich wieder sehr angetan von der Atmosphäre in diesem abgelegenen Bergdorf, die in diesem Krimi sehr gut in Szene gesetzt wird. Die Menschen kennen sich, haben aber ihre kleinen oder auch größeren Geheimnisse. Die Kulisse ist sehr idyllisch und bildet einen guten Kontrast zu den Mordfällen.
Auch Voltenauers Schreibstil finde ich wieder sehr angenehm und gut zu lesen.

Darüber hinaus gelingt ihm, woran viele Krimiautoren scheitern, nämlich eine sehr komplexe Geschichte verständlich, nachvollziehbar und ohne logische Schwachstellen zu erzählen. Denn hier gibt es von Beginn an zwei Fälle, die abwechselnd in zwei Erzählsträngen erzählt werden. Das macht die Geschichte sehr dynamisch und spannend – vor allem, weil die Ereignisse und Charaktere sehr unterschiedlich sind. In dem einen Fall kommt direkt ein bisschen Bond-Feeling auf.

Besonders angenehm finde ich auch die Figur des Ermittlers selbst. Er hat keine Sinnkrise, keine Alkoholprobleme, sondern ist eigentlich ein ganz normaler Typ, der gutes Essen und ein gutes Glas Wein liebt. Und er hat einen Partner.
Eigentlich sollte das nicht extra erwähnenswert sein, aber ich kenne bisher keinen Krimi oder Thriller mit einem homosexuellen Ermittler. Nun hat der Autor die Figur nicht deshalb so entworfen, weil das zur Zeit besonders gut ankommt und er einen Trend bedienen möchte, sondern weil es für ihm ganz natürlich zum Leben dazu gehört. Das macht den Kommissar und seinen Partner, der auch immer wieder an den Ermittlungen beteiligt ist, so authentisch. Und so sympathisch, dass man am liebsten selbst mit ihnen ein Glas Wein trinken würde.

Bewertung: 4 von 5.

Marc Voltenauer: Wer hat Heidi getötet? Köln: Emons Verlag, 2022

Viveca Sten: Kalt und still

Nach einigen persönlichen Schicksalsschlägen sucht die Polizisten Hannah Ahlander Zuflucht im Ferienhaus ihrer Schwester im Norden von Schweden. Doch die gewohnte Ruhe in dem verschneiten Bergdorf ist in hektischen Aufruhr umgeschlagen. Bei minus 20 Grad ist eine Schülerin nach einer Party verschwunden und jede Minute zählt. Hannah beteiligt sich an den Suchaktionen und entdeckt schon bald mysteriöse Dinge in diesem so harmlos wirkenden Dorf…

Dieses Buch zu bewerten fällt mir echt schwer, denn wie das beschriebene Bergdorf hatte es für mich Höhen und Tiefen.
Ganz klar für das Buch spricht, dass es einen sehr angenehm flüssigen Schreibstil hat und es sich wirklich gut lesen lässt. Kombiniert mit den kurzen Kapiteln und den Perspektivenwechseln flutscht man nur so durch die Seiten und ich habe mich trotz der inhaltlichen Mängel gut unterhalten gefühlt. Auch wenn sich vieles schon angedeutet hat, war ich doch bis zum Schluss auf die Auflösung gespannt. Auch die Atmosphäre in diesem verschneiten Bergdorf hat mir gut gefallen. Soweit ein angenehm und gut zu lesender, solider Krimi und alles könnte so schön sein.

Nur leider gab es für mich auch einige handwerkliche und inhaltliche Stolpersteine, die meine Lesefreude etwas getrübt haben. Einige Charaktere waren für mich schon sehr klischeehaft und auch einzelne Szenen ziemlich plump entworfen, einschließlich der verschiedenen gelegten Fährten. Dass wir den Täter in der Leserunde eigentlich schon spätestens nach der Hälfte im Verdacht hatten, hat mich dabei gar nicht so gestört, sondern die vielen doch recht unwahrscheinlichen Ereignisse in diesem Krimi.
Immer wieder musste man sich fragen: Wer macht sowas? Wie wahrscheinlich ist das? Auch bei einem Krimi sollte es nicht allzu viele dieser Momente geben, finde ich.
Gerade zum Ende kam da einiges zusammen. Die dramatische Entwicklung rund um Hannah am Schluss war ja nochmal sehr spannend, aber die Auflösung…

Wie gesagt, für mich ein Krimi mit Höhen und Tiefen, aber im Großen und Ganzen habe ich mich gut unterhalten gefühlt.

Bewertung: 3.5 von 5.

Viveca Sten: Kalt und still. München: dtv, 2022

Volker Kutscher: Transatlantik

Viele lose Enden aus dem letztem Band werden hier wieder aufgegriffen und weitergesponnen. Raths Zeppelinabsturz, Fritz‘ Einweisung in die Nervenklinik und Charlottes Ausreisepläne. Und ein neuer Mordfall sorgt für Unruhe, denn der Tote ist ausgerechnet der Freund von Greta. Und die ist seitdem spurlos verschwunden…

Diese Krimi-Reihe und auch meine Begeisterung zieht sich ja über die Jahre durch meine Beiträge. Vieles was ich daran so mag, findet sich auch hier. Die gut ausgearbeiteten Charaktere und ein spannender Kriminalfall, der in den historischen Kontext eingebettet ist. Und gerade der zeitgeschichtliche Hintergrund macht für mich diese Reihe so besonders. Sie ist ausgesprochen gut erzählt und recherchiert, mit viel Liebe fürs Detail.
Der neunte Band spielt im Jahr 1937, in dem die Hauptstadt bereits auf einen bevorstehenden Krieg vorbereitet wird. Auch schreitet der Bau von Konzentrationslagern und die Verhaftung politisch Andersdenkender immer weiter voran.

Mir hat auch der neue Kutscher wieder sehr gut gefallen, auch wenn ich ihn nicht ganz so stark finde, wie den letzten Band. Er fängt doch recht schleppend an und vieles aus ‚Olympia‘ wird hier nochmal aufgegriffen, zum Teil auch ausführlich betrachtet. Das ist stellenweise direkt irritierend, weil man (zu recht) denkt, das hat man doch schon mal gelesen. Das fand ich nicht ganz so glücklich.
Spätestens in der zweiten Hälfte nimmt das Buch aber deutlich an Fahrt auf und hat dann auch wieder das gewohnt hohe Level an Spannung und Dynamik.

Bewertung: 4 von 5.

Volker Kutscher: Transatlantik. München: Piper Verlag, 2022

Thomas Ziebula: Der rote Judas

Im ersten Teil der Krimiserie ist Kommissar Stainer gerade erst aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. Psychisch schwer angeschlagen, steht er nicht nur privat vor einem Scherbenhaufen. Auch politisch sind die Verhältnisse im Jahre 1920 alles andere als stabil. Und beruflich steht direkt die erste Herausforderung an: in der Villa eines Fabrikanten wurden mehrere Menschen erschossen. Was auf den ersten Blick wie ein Raubmord aussieht, entpuppt sich als Teil einer geheimen Aktion, der ‚Operation Judas’…

Ich habe ja schon an anderer Stelle über diese Krimiserie geschrieben, hatte allerdings den ersten Teil hier noch nicht vorgestellt. Und da die Reihe hier ihren Anfang nimmt, wollte ich euch das nicht vorenthalten. Denn dafür ist die Reihe einfach zu gut und von daher kann ein bisschen zusätzliche Aufmerksamkeit nicht schaden.

Ähnlich wie bei Kutscher begeistert mich neben dem eigentlichen Kriminalfall vor allem der zeitgeschichtliche Hintergrund. Während Kutscher überwiegend in den 30er Jahren unterwegs ist, widmet sich Ziebula der Zeit nach dem 1. Weltkrieg und die ist ähnlich
interessant und ereignisreich.

Auch der Fall selbst ist gut durchdacht, passt sehr gut in den zeitgeschichtlichen Kontext und ist spannend geschrieben. Die Figuren sind ebenfalls gut gezeichnet und authentisch. Auch wenn es nicht ganz mit Kutscher mithalten kann, kommt es dem zumindest recht nahe und das ist doch auch schon mal viel wert.

Auf jeden Fall eine Krimireihe, die man im Auge behalten sollte.

Bewertung: 4.5 von 5.

Thomas Ziebula: Der rote Judas. Hamburg: Rowohlt Verlag, 2020

Jahreshighlights 2021 – Thriller / Krimi

Die besten Fünf in der Kategorie Thriller / Krimi sind:

Vorab muss ich sagen, dass mein Lesejahr in Sachen Krimi und Thriller insgesamt nicht so stark war. Da war die Auswahl zwischen den wirklich hervorstechenden Büchern nicht ganz so groß.

Bester Thriller in diesem Jahr ist für mich:

📚 Jérôme Loubry: Der Erlkönig

Dicht gefolgt von zwei Bänden der ausgesprochen guten Babylon Berlin – Krimireihe:
📚 Volker Kutscher: Lunapark
📚 Volker Kutscher: Olympia

Ebenfalls in die Top Five geschafft haben es
📚 Søren Sveistrup: Der Kastanienmann
📚 Jo Nesbø: Durst

Leonie Swann: Glennkill

Eines Morgens liegt der irische Schäfer George leblos auf der Weide – aus seinem Bauch ragt ein Spaten.
Seine Schafe sind fassungslos, aber auch wild entschlossen, den Täter auf eigene Faust zu ermitteln. Und dafür sind sie erstaunlich gut vorbereitet, hat ihnen der Schäfer doch regelmäßig aus Krimis und anderen Büchern der Menschen vorgelesen…

Zugegeben ist das ein etwas außergewöhnliches Szenario für einen Krimi und man muss sich natürlich darauf einlassen können, dass Schafe hier nicht nur dumm rumstehen und Gras kauen. Aber wenn man das macht, hat man eine sehr kurzweilige und originelle Lektüre für zwischendurch. Trotz einiger Skepsis im Vorfeld hat es mir wirklich Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen.
Ich denke, dass liegt vor allem daran, dass ich ein großer Fan von ‚Shaun, das Schaf‘ bin und da passt dieses Buch wie die Faust aufs Auge. Sicherlich wird hier auch ‚Wallace & Gromit: Unter Schafen‘ geistig Pate gestanden haben. Aber wer das mag, wird sicher auch mit diesem Buch seine Freude haben.

Mich hat es auf jeden Fall gut unterhalten. Ich mochte die Atmosphäre in diesem kleinen irischen Dorf, das Gerede untereinander und das scheinheilige Getue, dass von den Schafen auf ihre ganz spezielle Art entlarvt wird.
Für den ganz großen Wurf fand ich das Ende etwas schwach, das hätte ich mir anders gewünscht. Es ist aber durchaus stimmig und geht somit völlig in Ordnung.

Daher gibt’s eine Leseempfehlung für Shaunfans und Irlandurlauber, aber auch für all diejenigen, die ein bisschen leichte Unterhaltung brauchen.

Bewertung: 3.5 von 5.

Leonie Swann: Glennkill. München: Goldmann Verlag, 2005

Tom Voss: Hundstage für Beck

Kommissar Beck lässt sich nach einem traumatischen Polizeieinsatz in ein kleines Dorf in Norddeutschland versetzen und kämpft mit seinem Alkoholproblem.
Nach etlichen Gläsern zuviel überfährt er im Rausch eine Frau. Doch die Verletzungen der Frau und die Spuren am Auto deuten auf eine andere Todesursache hin…

Also vom Klappentext und Aufmachung her hat es mich spontan an Tatort erinnert und ein bisschen hat es auch davon. Aber von einer wirklich guten Folge.
Ich war ja zunächst bei dem Titel etwas skeptisch, ich finde ihn nicht so glücklich gewählt.
Aber vom Inhalt war ich sehr positiv überrascht.

Das ist ein gut entwickelter, solider Krimi, der durchweg ein Spannngslevel hält, ohne sich in ständigen überraschenden Wendung oder Gewaltorgien zu verlieren. Das ist jetzt nicht alles spektakulär, aber mir ist eine ruhig entwickelte und gut erzählte Geschichte oft lieber als dieser hektische Aktionismus, den man in vielen Thrillern findet.
Besonders gut gefallen hat mir das Ermittlerteam. Beide sehr authentisch und sympathisch. Vor allem Beck mochte ich in seiner unkonventionellen Art, was wahrscheinlich daran liegt, dass er einige Ähnlichkeit mit Nesbøs Harry Hole aufweist. Den mag ich auch.

Auch wenn das Rad hier nicht neu erfunden wird – es hat Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Einfach entspannte unaufgeregte Unterhaltung, wie bei einem guten Tatort eben.

Bei Teil 2 bin ich wieder mit dabei, das klingt vielversprechend…

Bewertung: 4 von 5.

Tom Voss: Hundstage für Beck. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2021

Marc Voltenauer: Das Licht in dir ist Dunkelheit

Gyron ist ein idyllisches Bergdorf in den Schweizer Alpen, in dem das Leben noch in Ordnung scheint. Doch dann erschüttert ein furchtbares Verbrechen die vermeintlich heile Welt. In der Kirche wird eine grausam zugerichtete Leiche gefunden. Und es soll nicht die einzige bleiben…
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Ich muss gestehen, spätestens seit ‚Sieben‘ bin ich ja ein Fan von religiös motivierten Thrillern. Von daher war mir dieses Buch direkt ins Auge gesprungen. Nun hält nicht jeder Klappentext, was er verspricht und bei dem Titel war ich mir auch nicht so sicher, was mich da erwartet.
Aber…dieses Buch von einem mir bisher unbekannten Autor hat mich auf das angenehmste überrascht.
Auch wenn das Szenario in der Kirche wahrlich nicht neu ist, wurde es gekonnt eingesetzt und bildet den Auftakt für eine wirklich gut durchdachte und überzeugende Geschichte. Besonders gut gefallen hat mir die ruhige Erzählweise und die genaue Entwicklung der Charaktere und Ereignisse. Das hat mich ein bisschen an Adler-Olsen erinnert – wenn das kein Kompliment ist…

Manch einem mag das zu undynamisch und unspektakulär sein, aber ich mag das deutlich lieber, als wenn sich die Geschichte in Aktionismus überschlägt und eine unsinnige Wendung nach der anderen aus dem Hut gezaubert wird. Es ist ja nicht so, dass es hier keine überraschenden Momente geben würde, aber die haben wenigstens Sinn und Versand, was man leider nicht bei allen Autoren dieses Genres behaupten kann. Und die sind zum Teil deutlich bekannter…

Wenn man dann auch noch eine überzeugende Motivlage und ein gelungenes Ende mitliefert – die Stolpersteine vieler Thrillerautoren -, dann hat man alles richtig gemacht.

Bewertung: 4.5 von 5.

Marc Voltenauer: Das Licht in dir ist Dunkelheit. Köln: Emons Verlag, 2021 (Original 2015)