Sebastian Fitzek: Playlist

Der neue Fitzek, jetzt auch hier…

Das ist nun der dritte Teil der Geschichte rund um den Augensammler, in deren Mittelpunkt ein entführtes Mädchen steht. Theoretisch kann man das Buch auch lesen, wenn man die ersten beiden Teile nicht kennt, denn zwischendurch werden immer wieder Erklärungen und Verweise eingeschoben. Damit holt er auch diejenigen ab, die die ersten beiden Teile inhaltlich nicht mehr so auf dem Schirm haben. Das hat mir gut gefallen. Heißt aber auch, dass die umgekehrte Reihenfolge keinen Sinn macht. Wenn man Teil 1 und 2 noch lesen möchte, sollte man mit dem Buch noch warten.

Bevor ich jetzt ins Detail gehe, möchte ich dem Verlag ein großes Lob aussprechen für das ausgesprochen gelungene Cover. Es sieht nicht nur richtig gut aus, sondern ist auch haptisch ein Genuss und hat zudem noch eine optische Spielerei: Je nachdem, wie man das Buch hält, sieht man ein Auge oder eine Playtaste.
Gut gefallen hat mir auch wieder der angenehm eingängige Schreibstil, das mag ich an Fitzek. Das liest sich flüssig weg, auch wenn es inhaltlich nicht immer überzeugen kann. Schon die letzten beiden Teile fand ich teilweise etwas drüber, hab sie aber in einem Rutsch durchgelesen.
Das war bei diesem Buch nicht so. Ich hatte wirklich Mühe mit dieser Playlist-Konstruktion und entsprechend schleppend bin ich voran gekommen. Leider wurde es im Laufe des Buches immer absurder. Wie im Escape Room müssen Exjournalist Zorbach und seine Partnerin jede Menge Rätsel der Playlist des entführten Mädchens lösen. Dass sich ein Kind in dem Alter so etwas ausdenkt und die Ermittler auf die zahlreichen um die Ecke gedachten Konstruktion auch noch kommen, liegt im Wettbewerb der Unwahrscheinlichkeiten ganz weit vorne. Ebenso, dass Zorbach und Co in akuter Lebensgefahr ein kompliziertes Rätsel des Mörders innerhalb von fünf Minuten gelöst kriegen. Natürlich.
Ist für mich ganz klar drüber und nicht mehr glaubwürdig. Ebenso wie das Ende, wo ich direkt lachen musste, weil es für mich schon fast wie ein Slapstick war. Nicht gut bei einem Thriller…

Bewertung: 3 von 5.

Sebastian Fitzek: Playlist. München: Doemer Knaur, 2021

Jérôme Loubry: Der Erlkönig

Die junge Journalistin Sandrine bricht zu einer kleinen Insel vor der Küste der Normandie auf, um die Hinterlassenschaft ihrer kürzlich verstorbenen Großmutter abzuholen. Doch was sie auf der fast verlassenen Insel vorfindet, ist zutiefst verstörend. Wenige Tage darauf wird sie geistig verwirrt und mit Blut verschmierter Kleidung am Ufer des Festlandes aufgegriffen. Was hat es mit dem Kinderheim und den ertrunkenen Kindern auf sich, von denen sie redet? Und wer ist der Erlkönig?

Dieses Buch ist wie eine kleine Achterbahnfahrt…und geht für meinen Geschmack richtig gut los – mit einer sehr mysteriösen Geschichte, die auch zeitlich auf mehreren Ebenen angesiedelt ist. Vor allem die undurchschaubare und latent bedrohliche Stimmung kommt sehr gut rüber und hat mich an Shutter Island erinnert, einen meiner Lieblingsfilme.
Gemeinsam versucht man mit dem Kommissar und der Psychologin, die seltsamen Berichte von Sandrine zu entschlüsseln, die sich mittlerweile in der Psychiatrie befindet. Ein sehr spannendes Rätselraten, bis ungefähr zur Mitte des Buches. Danach war es zwar weiterhin spannend, jedoch leider immer unlogischer. Der Autor kam plötzlich mit Entwicklungen um die Ecke, die man sich beim besten Willen nicht vorstellen konnte.
Aaaaber…da ich jetzt ohne spoilern nicht auskomme, bitte an dieser Stelle abbrechen, wenn ihr das Buch noch lesen möchtet…, bei diesem Buch ist nichts so wie es scheint und was einem wie ausgemachter Quatsch vorkommt, macht durch das überraschende und intelligent gemachte Ende plötzlich einen Sinn. Und einen zwischenzeitlich tot geglaubten Thriller zu einem wirklich guten.

Puhhh, nach einem doch sehr durchwachsenen Lesejahr in Sachen Thriller nochmal ein kleines Highlight zum Schluss. Glück gehabt

Bewertung: 4.5 von 5.

Jérôme Loubry: Der Erlkönig. Berlin: Ullstein, 2021

Ausgelesen: Juni 2021

Eine Handvoll Buch im Juni… naja, nicht ganz… eins ist nicht auf dem Foto, weil es aus der Bücherei war.
Also, in diesem Monat mal ein bisschen weniger, dafür aber überwiegend sehr angenehme Lektüre.

Highlight war diesen Monat:
📚 Mariana Leky: Erste Hilfe 🌟 4,5/5

Dicht gefolgt von:
📚 Christian Kracht: Eurotrash 🌟 4,5/5

Ebenfalls gerne gelesen habe ich:
📚 Christian Kracht: Faserland 🌟 4/5
📚 Han Kang: Weiß 🌟 4/5
📚 Jessica Fellows: Die Schwestern von Midford Manor – Dunkle Zeiten 🌟 4/5

Nicht ganz erreichen konnte mich:
📚 Helga Schubert: Vom Aufstehen 🌟 3/5

Buch des Monats ist für mich mein Highlight von Mariana Leky – eine Autorin, die mir in ihrer speziellen Art immer unheimlich Spaß macht.

Einen Klassiker des Monats gibt es diesmal nicht, dazu habe ich diesen Monat zu wenig gelesen. Wertet es als Sommerpause.

Ausgelesen: Mai 2021

Mein Lesemonat MAI war ähnlich wie der April – analog zum Wetter wechselhaft, aber doch mit etwas mehr Sonnenschein…

So ein richtiges Highlight war nicht dabei, dafür aber eine ganze Reihe von Büchern, die ich sehr gerne gelesen habe:

📚 Mary Beth Keane: Wenn du mich heute wieder fragen würdest 🌟 4/5
📚 Judith Hermann: Daheim 🌟 4/5
📚 Sylvie Schenk: Roman d’amour 🌟 4/5
📚 Leonie Swann: Glennkill 🌟 4/5
📚 Bernhard Aichner: Totenfrau 🌟 4/5
📚 Haruki Murakami: 1Q84, Buch 3 🌟 4/5
📚 Florian Schwieker / Michael Tsokos: Die 7. Zeugin 🌟 4/5

Einigermaßen enttäuscht war ich bei:

📚 Hermann Hesse: Der Steppenwolf 🌟 2,5/5
📚 Verena Güntner: Power 🌟 2/5

Eindeutiger Flop des Monats:

📚 Stephen Chbosky: Der unsichtbare Freund 🌟 1,5/5

Als Buch des Monats habe ich den Murakami gewählt – für mich ein großartiger Autor. Nicht jedermanns Sache, aber in seiner speziellen Art ganz außergewöhnlich.

Der Klassiker des Monats ist Hesses Steppenwolf, der zu seinen bekanntesten Werken gehört. Mein Fall war es nicht, aber es hat durchaus viele Fürsprecher und kennen sollte man es allemal.

Ausgelesen: Januar 2021

Für mich war der Januar mit zehn Büchern sehr umfangreich und voller Highlights – welch ein schöner Start in dieses Jahr!

Zu den Lesehighlights gehören:

📚 Hallie Rubenhold: The Five
📚 Young-Ha Kim: Aufzeichnungen eines Serienmörders
📚 Elif Shafak: Ehre
📚 Takis Würger: Der Club
📚 Volker Kutscher: Märzgefallene
📚 Volker Kutscher: Lunapark
📚 Püstow & Schachner: Jack the Ripper

Mit einigen Abstrichen ganz gut gefallen hat mir:
📚 Marc Raabe: Schlüssel 17

Zwiegespalten war ich bei:
📚 W.G. Sebald: Austerlitz

Gar nicht überzeugen konnte mich:
📚 Taylor Adams: No Mercy

Das Buch des Monats ist diesmal ein aktuelles, dem der Verdienst zukommt, einen neuen und ganz anderen Blick auf ein bekanntes Thema geworfen zu haben. Den Opfern Jack the Rippers einen letzten Dienst zu erweisen und aus der Vergessenheit herauszuholen, hat eine besondere Anerkennung verdient.
📚 Hallie Rubenhold: The Five

Der Klassiker des Monats ist ein Kriminalroman eines Autors, der eigentlich als Dramatiker bekannt geworden ist. Aber auch seine Romane um den Kommissar Bärlach sind lesenswert und so gehaltvoll, dass sie sogar zur verbreiteten Schullektüre geworden sind.
📚 Friedrich Dürrenmatt: Der Richter und sein Henker

Alexander Osang: Die Leben der Elena Silber

Es handelt es sich um einen weiteren Kandidaten der Longlist des Deutschen Buchpreises, von denen ich im letzten Jahr einige gelesen habe und auch hier geht es um Spurensuche.
Osangs Alter Ego Konstantin ist Filmemacher und auf der Suche nach einem neuen Stoff. Die Geschichte seiner Familie zu erforschen und damit auch sich selbst besser zu verstehen, wird zum Motor seines Handels. Ausgangspunkt bildet das traumatische Erlebnis seiner Großmutter Jelena, die die grausame Ermordung ihres Vaters auf offener Straße miterleben muss. Dieser hat als stadtbekannter Revolutionär den Zorn der zarentreuen Kleinbürger auf sich gezogen. Aus Angst vor weiteren Anschlägen flieht Jelenas Mutter mit den beiden Kindern aus ihrem russischen Heimatdorf, der Auftakt für ein entwurzeltes Leben.
Unter neuen politischen Verhältnissen lernt sie den Fabrikanten Robert Silber kennen und bekommt mit ihm fünf Töchter, eine davon wird Konstantins Mutter sein. Sie folgt ihrem Mann nach Deutschland, fühlt sich aber nirgendwo wirklich zu Hause. Dies ist sehr treffend in der langsamen Auflösung Ihres Namens eingefangen, die auch ein Stück Identitätsvetlust widerspiegelt: aus Jelena wird Elena wird Lena, bis schließlich nur noch ‚Baba‘ übrigbleibt, die russische Bezeichnung für Großmutter.
Die autobiographische Spurensuche Osangs, die ihn bis nach Russland führt, hat mir in der Schilderung der historischen Ereignisse gut gefallen, auch die Charakterdarstellungen finde ich gelungen. Für mich krankt dieser Roman aber ganz erheblich an dem Erzählstrang der Gegenwart, der sich durch das gesamte Buch zieht. Dabei geht es um Konstantins Filmprojekt, seine Beziehung zu Mutter und Sohn, vor allem aber zu seinem dementen Vater, den er regelmäßig besucht. Genauso regelmäßig haben mich dieses Passagen aus dem Roman gekickt, ich fand sie ausgesprochen zäh und kraftlos. Das hat das Leseerlebnis doch merklich getrübt.

Bewertung: 3 von 5.

Alexander Osang: Die Leben der Elena Silber. Frankfurt am Main: Fischer Verlag, 2019

Vincent Kliesch / Sebastian Fitzek: Auris


Matthias Hegel arbeitet in Berlin als akustischer Profiler, denn er ist in der Lage, allein über die Analyse der Stimme detaillierte Aussagen über einen Täter zu machen. Eigentlich, denn gleich zu Beginn des Buches wird er wegen eines Mordes verhaftet, für den er sich selbst bezichtigt. Die Journalistin Jula Ansorge, selbst Opfer einer Gewalttat, glaubt nicht an seine Schuld und beginnt in der Sache zu recherchieren. Hegel versucht sie jedoch von diesem Vorhaben abzubringen und er ist nicht der Einzige. Schon bald befindet sich Jula in ernster Gefahr…

Fitzek im Gepäck lässt Großes hoffen, daher war ich vom Anfang schon einigermaßen ernüchtert, den ich ziemlich albern fand. Das machte das Auftreten der Hauptperson nicht wirklich besser, die es scheinbar eine gute Idee fand, sich nachts in kurzem Kleidchen in einer fremden Stadt auf einem Friedhof aufzuhalten, was selbst dann ziemlich blöd ist, wenn es sich um einen viel frequentierten Touristenfriedhof handelt.
Zwischendurch nahm die Geschichte dann an Fahrt auf und war über weite Strecken auch spannend, was mir doch noch Hoffnung auf einen guten Thriller gegeben hat. Aber…was Jula da zum Ende hin veranstaltet hat, das hatte schon Slapstickqualitäten und ich wusste nicht, ob ich jetzt lachen oder weinen soll. Auf jeden Fall mal beides nicht gut bei einem Thriller. Da ist jetzt nicht spoilern will, kann ich an der Stelle nicht weiter ins Detail gehen, aber das war für mich nicht mehr ernst zu nehmen.
Insgesamt fand ich das Ende gar nicht gelungen und obwohl man eigentlich den zweiten Teil lesen müsste, einfach um all die noch offenen Fragen zu klären, werden sie bei mir wahrscheinlich unbeantwortet bleiben.
Noch zum Abschluss ein Wort zu unserem akustischen Profiler, dem Namensgeber dieses Buches. Insgesamt ist mir seine eigentliche Tätigkeit, für die ja das Buch steht, viel zu kurz gekommen. Da es ja doch eine originelle Idee ist, hätte man seine besondere Eigenschaft mehr in Szene setzen können. So war zumindest die Leseerwartung.

Aber vielleicht kommt davon mehr im zweiten Teil, dann wäre es vielleicht doch noch was für mich…

Dass es letztendlich doch noch gute zwei Sterne geworden sind, hat das Buch dem wirklich spannenden Mittelteil zu verdanken.

Bewertung: 2.5 von 5.

Vincent Kliesch / Sebastian Fitzek: Auris. München: Doemer Knaur, 2019