
25 Jahre nach Faserland ist der bereits bekannte Ich-Erzähler zu Besuch bei seiner Mutter in Zürich. Diese ist inzwischen geschieden, gesundheitlich angeschlagen und dem Alkohol recht zugetan, gerne auch in Kombination mit diversen Psychopharmaka, was den einen oder anderen Unfall mit anschließendem Krankenhausaufenthalt nach sich zieht.
Spontan beschließt ihr Sohn, mit ihr eine Reise zu unternehmen. Nur führt diese nicht ihrem Wunsch entsprechend nach Afrika, sondern geradewegs in eine Hippiekommune…
Fortsetzungen sind ja nicht immer gut, vor allem nach einem erfolgreichen Auftakt liegt die Messlatte entsprechend hoch. Aber locker drübergesprungen, würde ich sagen!
Dieser Kracht gefällt mir sogar noch viel besser, denn hier gibt es nicht nur die kritische Distanz zur Welt des großen Geldes und der High Society, sondern auch zur eigenen Rolle in dem Szenario.
Das wirkt viel reifer und reflektierter und gefällt mir in dieser Form deutlich besser, insbesondere die Aufarbeitung der Familiengeschichte – unabhängig davon, wie viel von den realen Personen darin steckt.
Es ist ein sehr gelungenes Bild der inneren Leere und seelischen Abgründe, die hinter der glänzenden Fassade des Erfolges versteckt sind. Gleichzeitig auch ein Stück Zeitgeschichte, die zeigt, wie nationalsozialistisches Gedankengut und alte Seilschaften nach dem Krieg weiterlebten.
Dazu hat das Buch noch jede Menge Witz und Ironie im Gepäck und das gibt eine ausgesprochen lesenswerte Mischung.
Christian Kracht: Eurotrash. Köln: Kiepenheuer und Witsch, 2021