Shida Bazyar: Drei Kameradinnen

Sie kennen sich seit ihrer Kindheit und haben eine wesentliche Gemeinsamkeit: die Erfahrung, fremd in einem Land zu sein und damit verbundene vielfältige Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung. Anlässlich einer Hochzeit treffen sich die Kameradinnen wieder und feiern die gemeinsame Zeit. Auf dem Hintergrund des Verwurfs, dass eine von ihnen für einen verheerenden Brandanschlag verantwortlich ist…

Dieses Buch ist ein harter Brocken und hat mich zwischendurch richtig wütend gemacht. Denn hier wendet die Autorin die Zuschreibungen der deutschen Dominanzgesellschaft, die sie als Migrantin immer wieder erfährt, gegen die LeserInnen selbst. Ein Wir wendet sich an und gegen ein Ihr und klagt an. Kann man als stilistisches Mittel machen, mediale Aufmerksamkeit und Diskussionsstoff liefert es in jedem Fall.
Ich verstehe den Gedanken dahinter, finde das Thema auch wichtig, aber mir gefällt diese Form der Umsetzung nicht.
Hier ist ein literarischer Sensibilisierungsprozess intendiert und das funktioniert vielleicht auch bei dem einen oder anderen. Aber bei vielen auch einfach nicht, weil sie sich von diesen undifferenzierten Zuschreibungen nicht angesprochen oder auch abgestoßen fühlen. Und das finde ich bei diesem Thema einfach sehr schade. Mich hat diese Variante der Publikumsbeschimpfung auch eher genervt als erhellt, aber hat zumindest viele Gedanken und Diskussionen in unserer Leserunde ausgelöst. Und vielleicht geht es auch einfach darum, über Ausgrenzungserfahrung ins Gespräch zu kommen. Und das ist auf jeden Fall gelungen.

Bewertung: 2 von 5.

Shida Bazyar: Drei Kameradinnen. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2021

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