Volker Kutscher: Marlow

Nun wird ja das Genre Krimi der (trivialen) Unterhaltungsliteratur zugerechnet und von vielen nicht so recht ernst genommen. Dass das nicht immer so ganz hinhaut, beweist diese Serie. Denn hier kriegt man zum Kriminalfall immer noch ein Stück bestens recherchierte Zeitgeschichte mitgeliefert und das auf einem ganz hohen Niveau.
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Mittlerweile befinden wir uns im Jahre 1935 und im Zentrum des Geschehens steht eine geheime Ermittlungsakte, die Rath in die Finger gerät und ihn in größte Schwierigkeiten bringt.
In diesem Band taucht man ein in die Welt der SS und des Sicherheitsdienstes unter Heydrich in seiner Mischung aus Bespitzelung, Terror und Folter. Gerade die Auswirkungen auf das alltägliche Zusammenleben, dass mit Angst und Misstrauen durchzogen wird, sind von Kutscher sehr plastisch herausgearbeitet worden. Im Mittelpunkt der Aktivitäten stehen zwar noch die Ermittlungen gegen Kommunisten und politische Konkurrenten, aber die zunehmende Judenverfolgung wirft bereits ihre Schatten voraus.
Parallel zu diesen Geschehnissen tritt der Gangsterboss Marlow in den Focus der Geschichte, so dass man endlich mal ein bisschen mehr über ihn und seine Vergangenheit erfährt.

Für mich waren die historischen Ereignisse auch in diesem Band fesselnder, als es jeder Kriminalfall sein könnte und so kann ich auch hier nur eine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen. Allerdings hat die Geschichte ein bisschen Anlauf gebraucht, um so richtig in Fahrt zu kommen. Von der Dynamik her haben mir die beiden Vorgänger da noch etwas besser gefallen.

Bewertung: 4 von 5.

Volker Kutscher: Marlow. München: Piper, 2018

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